Das Schloss Königs Wusterhausen: Ein Juwel der preußischen Geschichte
Das Schloss Königs Wusterhausen, gelegen in der gleichnamigen Stadt südöstlich von Berlin im Bundesland Brandenburg, ist ein beeindruckendes Zeugnis der preußischen Geschichte. Hervorgegangen aus einer mittelalterlichen Burganlage, hat es über die Jahrhunderte hinweg eine Vielzahl von Rollen gespielt – von einem Jagdschloss über eine Residenz bis hin zu einem Museum. Bekannt vor allem durch seine Verbindung zum „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I., verbindet das Schloss barocke Schlichtheit mit historischer Bedeutung. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf seine Geschichte, Architektur, den umliegenden Park und die aktuelle Nutzung.
Die Geschichte des Schlosses
Ursprünge und frühe Entwicklung
Die Wurzeln des Schlosses reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Die mittelalterliche Wasserburg Wusterhausen wurde erstmals urkundlich im Jahr 1320 erwähnt und 1375 als „castrum wusterhuse“ bezeichnet. Sie war von einem Erdwall und einem Graben umgeben, dessen Wasser als schwarz und faulig beschrieben wurde. Drei Brücken verbanden die Burg mit dem umliegenden Hof. Im Jahr 1682 erwarb der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm das Anwesen für seinen Sohn Friedrich I., der es später seinem Sohn Friedrich Wilhelm I. schenkte. Dieser, der spätere König in Preußen, erhielt es als 10-Jähriger als Geschenk und Übungsfeld für seine zukünftigen Reformen in Verwaltung, Wirtschaft und Militär.
Unter Friedrich I. begann die Umgestaltung der Anlage. Die Burg wurde zu einem Renaissanceschloss umgebaut, das die Struktur eines „Festen Hauses“ bewahrte. Bereits zu dieser Zeit entstanden erste Gärten, darunter ein Renaissancegarten westlich des Schlosses.

Das Schloss unter dem „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I.
Die Blütezeit des Schlosses fiel in die Regierungszeit von Friedrich Wilhelm I. (1713–1740), der als „Soldatenkönig“ bekannt ist. Er verabscheute die barocke Prachtentfaltung seines Vaters, die Preußen fast in den Ruin getrieben hatte, und bevorzugte stattdessen eine spartanische Einfachheit. Das relativ kleine Schloss Königs Wusterhausen mit seiner wald- und wasserreichen Umgebung wurde zu seiner bevorzugten Residenz, Jagdrefugium und Herbstsitz. Jährlich verbrachte er hier einige Monate mit seiner Gemahlin Sophie Dorothea von Hannover und ihren Kindern, darunter dem Kronprinzen Friedrich (dem späteren Friedrich II.).
Hier legte er die Grundlagen für seine Reformen: Die preußische Armee wurde professionalisiert, und er schuf sein berühmtes Regiment der „Langen Kerls“ – Soldaten, die mindestens sechs Fuß groß sein mussten und als Leibgarde dienten. Diese begleiteten ihn sogar nach Königs Wusterhausen. Der König sparte an allem, außer an seiner Armee, und rettete Preußen vor dem Bankrott. Ein zentraler Bestandteil seines Lebens dort war das „Tabakskollegium“: Abende, an denen er mit Ministern, Generälen, Diplomaten und Gästen wie dem Alten Dessauer oder dem Hofnarren Gundling rauchte und debattierte. Wichtige politische, wirtschaftliche und militärische Entscheidungen fielen in diesen Runden.
Ein dunkles Kapitel der Geschichte ereignete sich 1730: Friedrich Wilhelm I. unterzeichnete hier den Befehl, der die Flucht seines Sohnes Friedrich II. nach England verhinderte. Dies führte zur Hinrichtung von Friedrichs Freund Hans Hermann von Katte und markierte einen Tiefpunkt in der Vater-Sohn-Beziehung. Friedrich II. assoziierte das Schloss später mit unglücklichen Kindheitserinnerungen und mied es. Im Jahr 1717 wurde der Ort zu Ehren des Königs in „Königs Wusterhausen“ umbenannt. 1725 ließ er den Tiergarten Neue Mühle anlegen, um Wildbestände zu sichern.







Nachfolgende Nutzung und Veränderungen
Nach dem Tod Friedrich Wilhelms I. im Jahr 1740 erbte sein Lieblingssohn August Wilhelm das Schloss. Es stand zeitweise leer oder wurde vermietet. Friedrich II. konzentrierte sich auf Sanssouci in Potsdam und vermied Königs Wusterhausen. Später nutzte sein Bruder Heinrich es von 1798 bis 1802 gelegentlich, um Verwandte zu empfangen und der Mutter zu gedenken.
Im 19. Jahrhundert diente es unter Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I. wieder als königliches Jagdschloss. Hofjagden wurden ab 1863 wieder aufgenommen, und das Gebäude wurde repariert und neu eingerichtet. Berühmte Jagden fanden 1883 mit dem Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach und 1913 unter Kaiser Wilhelm II. statt – die letzte große Hofjagd.
In der Weimarer Republik beherbergte es vorübergehend ein Museum. Während des Zweiten Weltkriegs diente es als Lazarett und Depot für Kunstgüter aus dem Hohenzollernmuseum Schloss Monbijou. In der DDR-Zeit war es Sitz der Kreisverwaltung und beherbergte sowjetische Nachrichteneinheiten. Ab 1991 begannen umfangreiche Restaurierungsarbeiten, und am 30. September 2000 wurde das Schloss als Museum wiedereröffnet.
Die Architektur des Schlosses
Das Schloss präsentiert sich als zweigeschossiges, fast quadratisches Gebäude, das bis zum Obergeschoss aus Feldsteinen errichtet wurde. Es verkörpert den Renaissancetyp eines „Festen Hauses“ mit charakteristischen Giebelfassaden an Nord- und Südseite sowie steilen, parallel verlaufenden Satteldächern. Die nördliche Hofseite weist einen vorspringenden, asymmetrischen Treppenturm mit schiefergedeckter Schweifhaube auf.
Vor dem Schloss bilden zwei Kavaliershäuser einen trapezförmigen Hof. Der Festsaal beherbergt rund 40 Gemälde, die der Soldatenkönig zwischen 1735 und 1739 selbst in Schloss Kossenblatt malte und die 1863 nach Königs Wusterhausen überführt wurden. Die ehemaligen königlichen Wohnräume sind mit Kunstwerken aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausgestattet, darunter eine Offiziersgalerie, das Gemälde des Tabakskollegiums von um 1737 und Porträts der königlichen Familie. Die barocke Schlichtheit unterstreicht den typischen Charakter des Schlosses.
Die Fassade ist weiß mit roten Dachziegeln und Ziergiebeln, symmetrisch gestaltet als barockes Herrenhaus.
Der Park und der Garten
Ursprünglich lag westlich des Schlosses ein Renaissancegarten, während östlich ein ungestalteter Außenbereich existierte. Zwischen 1696 und 1698 entstand auf Initiative der Kurfürstin Sophie Charlotte ein französischer Barockgarten auf der Ostseite. Sie schickte Siméon Godeau, einen Schüler von André Le Nôtre aus Paris, um ihn zu entwerfen.
Heute ist die barocke Gartenstruktur restauriert, mit Elementen aus dem 19. Jahrhundert und um 1969. Der Park umfasst den Tiergarten Neue Mühle, der 1725 angelegt wurde, um Wild zu halten. Der Garten bietet einen malerischen Rahmen für das Schloss und lädt zu Spaziergängen ein.
Aktuelle Nutzung und Bedeutung
Seit der Wiedereröffnung im Jahr 2000 dient das Schloss als Museum und kulturelles Zentrum, im Besitz der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Besucher erhalten Einblicke in die Lebenswelt und das künstlerische Schaffen in Brandenburg-Preußen im 18. Jahrhundert. Die Ausstellungen umfassen die königlichen Wohnräume, die Gemälde des Soldatenkönigs und die Offiziersgalerie. Es finden regelmäßig Veranstaltungen, Führungen und Sonderausstellungen statt, die die preußische Geschichte beleuchten.
Das Schloss ist ein wichtiges touristisches Ziel, das die Entwicklung Preußens von einer verschuldeten Provinz zu einer europäischen Macht illustriert. Es symbolisiert die Tugenden der Sparsamkeit und Disziplin, die Friedrich Wilhelm I. verkörperte.
Fazit
Das Schloss Königs Wusterhausen ist mehr als nur ein Bauwerk – es ist ein Spiegel der preußischen Seele. Von seinen mittelalterlichen Ursprüngen über die strenge Herrschaft des Soldatenkönigs bis zur modernen Museumsnutzung erzählt es eine faszinierende Geschichte. Wer Brandenburg besucht, sollte dieses Juwel nicht verpassen, um in die Welt der Hohenzollern einzutauchen.
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